Junkers Ju-52 "Tante Ju"
Foto: Ju-52, Alt Duvenstedt, Kennung: 1Z+IK, © TGLW e.V.
1. Geschichtliches (Konstruktion und Bau)
2. Einsatz des Ju-52 (zivil und militärisch)
Geschichte des Flugzeugs
Bei der Junkers Ju 52 handelte es sich ursprünglich um die Entwicklung eines einmotorigen Frachtflugzeuges, das in Gegenden mit schlechter Infrastruktur große Frachtmengen, wenn möglich ausgestattet mit einem Dieselmotor, befördern sollte. Dabei wurde großer Wert auf einen geringen Wartungsaufwand gelegt. Die Entwicklung der Ju-52 konnte seitens des Reichswehrministeriums (RWM) dahingehend beeinflusst werden, dass militärische Belange bei der Konstruktion gleich mitberücksichtigt wurden. Bereits in den Planungen wurde auch eine dreimotorige Version als Verkehrsflugzeug entworfen, die aber ursprünglich nicht gebaut werden sollte. Erst auf Druck der Deutschen Luft Hansa, besonders durch Direktor Erhard Milch, fiel 1931 die Entscheidung, dieses dreimotorige Verkehrsflugzeug in das Bauprogramm mit aufzunehmen.
Die Auslegung der Ju-52 stellte eine echte Innovation im Kriegsflugzeugbau dar, weil die militärische Version dieses Flugzeugs ohne Umbau erstellt werden konnte. Die Grundauslegung bestand aus einem statisch hochbeanspruchbaren Aufbau, einem geteilten Fahrgestell, das einen durchgehenden Raum zur Aufhängung von Bomben ermöglichte, einer besonderen Unterteilung des Frachtraums und einer Ladeluke an der Rumpfoberseite, die den nachträglichen Einbau eines MG-Standes ermöglichte.
Die ersten 700 gebauten Exemplare besaßen im Rumpfboden Klappen, über die nachträglich zwei Bombenschächte montiert werden konnten; diese wurden serienmäßig mitgeliefert. Weitere Klappen ermöglichten unter dem Flugzeug den Anbau eines Aussichtsplatzes (der sog. „Eimer“) für den Bombenschützen [Lutz Budrass: ''Adler und Kranich. Die Lufthansa und ihre Geschichte 1926–1955'', Blessing. München 2016].
Diese Auslegung machte sich 1933 bezahlt, als Junkers den Auftrag über 450 Behelfsbomber in der dreimotorigen Ausführung im Rahmen des Rheinland-Programms erhielt. Die Entwicklungskosten der einmotorigen Version lagen bei 1,3 Mio. RM. Es ist anzunehmen, dass zumindest Teile dieser Summe als Bezahlung für die Einflussnahme durch das RWM an Junkers geflossen sind.
Ausgerüstet mit den patentierten Auftriebshilfe-Junkers-Doppelflügel sollte es die Möglichkeit bieten, 15 Passagiere (zuzüglich zwei im Bedarfsfall auf Notsitzen) auch von und zu Behelfsflugplätzen mit kurzer Startbahn zu transportieren. Das heute als ''Ju-52'' bekannte Flugzeug ist die dreimotorige Ausführung ''Junkers Ju-52/3m,'' die aus dem einmotorigen Modell ''Ju-52/1m'' hervorging. Ihren Erstflug als dreimotorige Maschine machte die Junkers Ju-52 am 7. März 1932. Kurioserweise wurden die ersten beiden je gebauten Ju-52/3m (Werknummern 4008 – eigentlich eine umgebaute Ju-52/1m – und 4009) in Bolivien und nicht wie allgemein oft angenommen in Deutschland in Dienst gestellt. Die dreimotorige Ausführung der Ju-52 prägte den zivilen Luftverkehr wie nur wenige weitere Flugzeuge und ist heute eines der bekanntesten historischen Flugzeuge aus deutscher Produktion überhaupt.
Charakteristische Konstruktionsmerkmale dieser Maschine sind die Wellblechbeplankung (wie bei vielen Junkers-Flugzeugen) und die drei Motoren. Die Ju-52 diente der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg als Transportmaschine und überzeugte besonders wegen ihrer niedrigen Landegeschwindigkeit. Insgesamt sind etwa 4.800 Maschinen dieses Typs hergestellt worden, davon etwa 1.900 vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs.
Einsatz der Junkers Ju 52/3m
Zivile Nutzung
Kurz nach dem Erstflug übernahm die „Deutsche Luft Hansa AG“ im Mai 1932 die erste Junkers Ju-52/3m.
Im Juli nahm diese Maschine auf dem Flugplatz Dübendorf bei Zürich an einem internationalen Verkehrsflugzeugtreffen teil, wo sie sich gegen Konkurrenten wie die Dornier Do K und Fokker F.XII durchsetzte.
Auf dem Heimweg nach Berlin am 29. Juli 1932 rammte die D-2201 nach einer Zwischenlandung auf dem Oberwiesenfeld bei München in etwa 300 Metern Höhe ein Schulflugzeug vom Typ Udet U 12 ''Flamingo''. Das im Steigflug befindliche Schulflugzeug stieß gegen das linke Fahrwerk, der linke Motor der Ju-52 wurde fast abgerissen, der Flügel war beschädigt und der Rumpf hatte große Löcher. Der Flugschüler kam ums Leben. Flugkapitän Polte und der Mechaniker Hänsgen erkannten die Ursache der explosionsartigen Schäden zunächst nicht; es gelang ihnen aber, das Flugzeug und die Passagiere – unter ihnen der Direktor der Lufthansa Erhard Milch – sicher auf einem Kornfeld notzulanden.
Die Maschine war bei den Passagieren beliebt, weil sie hohen Komfort bot und sich durch einen sicheren und pünktlichen Betrieb auszeichnete. Auch schwierigste Strecken über die Alpen oder auch über die Anden wurden mit der Ju-52/3m sicher und zuverlässig gemeistert. Da die Maschine über keine Druckkabine verfügte, aber durchaus Flughöhen von mehr als 3000 Metern geflogen wurden, gab es Sauerstoffmasken für die Passagiere. Außerdem war die Kabine mit einer Heizung ausgestattet. Zur Information der Passagiere trugen ein Bordinformationssystem mit Höhenmesser und Thermometer sowie ausgelegte Flugkarten bei.
Zahlreiche europäische, lateinamerikanische und afrikanische Fluggesellschaften setzten die Ju 52 ein.
DNL (Fluglinie Det Norske Luftfartselskap), Lufthansa, Ala Littoria, Iberia, British Airways, Sabena, HEES, Ελληνική Εταιρία Εναέριων Συγκοινωνιών, ÖLAG, LOT, Deutsche Lufthansa Sucursal Peru, Lloyd Aéreo Boliviano, Aeroposta Argentina, Syndicato Condor Ltda. und viele andere.
Militärische Nutzung
1933 erhielt Junkers im Rahmen des Rheinland-Programms einen Auftrag über 450 Behelfsbomber in der dreimotorigen Ausführung. Die Erprobung der dreimotorigen Version als Behelfsbomber begann vermutlich erst in der zweiten Jahreshälfte 1933 mit zwei Flugzeugen (Werknummern 4032 und 4034). Diese Erprobung stand unter enormem Zeitdruck, da der Großserienbau unter der Tarnbezeichnung ''ABC-Programm'' bereits im Mai/Juni 1934 beginnen sollte. Um die enormen Produktionszahlen bewältigen zu können (der Lieferplan 1a sah bereits 707 Flugzeuge von JFM vor), wurde die Fertigung von Großbauteilen an die Allgemeine Transportanlagen-Gesellschaft in Leipzig und die Weser-Flugzeugbau vergeben und nur die Endmontage bei Junkers durchgeführt.
Bis Ende 1934 konnten 192 Behelfsbomber ausgeliefert werden, nachdem 1933 insgesamt nur 17 Ju-52/3m gebaut wurden. Bereits 1935 nahm ATG die Serienfertigung auf und lieferte bis 1937 154 Flugzeuge. Von 1934 bis 1937 wurden 1.027 Behelfsbomber geliefert, um dann auf den Transporter Ju-52/3mg4e umgestellt zu werden. Nach dem Kriegsbeginn wurde ATG wieder in die Fertigung der Ju-52 einbezogen. Weiterhin wurden im August 1941 Aufträge an Amiot/SECM in Frankreich gegeben, die ab Juni 1942 die ersten Flugzeuge lieferte. 1944 erhielt PIRT in Ungarn einen Auftrag, von dem allerdings nur vier Flugzeuge an die Luftwaffe abgeliefert wurden.
WFG erhielt 1937 den Auftrag, 404 Behelfsbomber zum Transporter umzubauen. Weitere Flugzeuge wurden als C- oder Blindflugschulflugzeug verwendet.
Während des Krieges wurde die Ju 52/3m bei den Minensuchstaffeln der Luftwaffe verwendet. Die Firma Hanomag (Maschinenfabrik Niedersachsen Hannover) baute bis Oktober 1944 insgesamt 151 Flugzeuge entsprechend um. Die Maschinen wurden als Ju-52/3m MS bezeichnet und waren mit einer unter dem Rumpf installierten Magnetspule mit 15m Durchmesser ausgerüstet. Durch das Magnetfeld konnten beim Überflug mit 120km/h in etwa 30 Metern Höhe über dem Meer magnetisch gezündete Grundminen zur Explosion gebracht werden. Die Stromversorgung der 35 Zentimeter breiten und 10 cm hohen Spule mit 44 Windungen aus Aluminiumdraht, durch die ein Strom von 300 Ampere floss, erfolgte durch einen im Rumpf eingebauten Generator von 15 kW Leistung, der von einem Pkw-Motor angetrieben wurde. Die Flughöhe wurde durch ein auf der Wasseroberfläche schleifendes Kabel und ein entsprechendes elektrisches Signal kontrolliert. Am 15. September 1940 fand die erste Einweisung der Besatzung statt. Der erste Einsatz erfolgte vom Flugplatz Gilze-Rijen an der Mündung der Westerschelde in Vlissingen.
Spanischer Bürgerkrieg
Im Juli 1936 wurden zunächst unter großer Geheimhaltung einige Maschinen auf Hitlers Befehl hin zur Unterstützung der gegen die spanische Republik putschenden Falangisten unter General Franco entsendet. Sie übernehmen gemeinsam mit italienischen Transportmaschinen des Typs Savoia-Marchetti SM.81 den Transport der in Marokko festsitzenden Truppen der Putschisten, da die spanische Marine sich loyal zur republikanischen Regierung verhielt. Im späteren Verlauf des spanischen Bürgerkrieges wurden die als Legion Condor bekannten deutschen Truppen weiter verstärkt und trugen einen nicht unerheblichen Anteil am Sieg der faschistischen Falangisten über die spanische Republik und die internationalen Brigaden.
Aus den insgesamt 48 Ju-52 (spanischer Spitzname „Pablo“) warfen die deutschen Legionäre von November 1936 bis Januar 1937 Spreng-, Splitter- und Brandbomben auf Madrid, setzten mit einer 250-Kilogramm-Bombe das republikanische Schlachtschiff „Jaime I“ außer Gefecht und zerstörten unter anderem die baskischen Städte Durango (Bizkaia) und Gernika (span. Guernica).
Im Verlauf des Spanischen Bürgerkrieges zeigte sich aber auch, dass die Ju-52 als Bomber nur bedingt geeignet war, insbesondere ihre geringe Geschwindigkeit machte sie verwundbar. Zudem kamen ebenfalls die neu entwickelten Flugzeugtypen Junkers Ju-86 und Heinkel He-111 als Bomber bei der Legion Condor zum Einsatz. Die Luftwaffe gab daraufhin dem Typ He-111 den Vorzug. Ab Mai 1937 wurden deshalb die Ju-52 nicht mehr als Bomber verwendet, sondern wieder als (militärische) Transportflugzeuge genutzt.
Zweiter Weltkrieg
Foto: Ju-52,, Kennung: DB+RD, Wunstorf © TGLW e.V.
Die Ju-52/3m blieb auch den ganzen Zweiten Weltkrieg über das Standardtransportflugzeug der Luftwaffe. Im Vergleich zur Douglas C-47, der Militärversion der Douglas DC-3, hatte die Ju-52/3m zwar eine geringere Leistungsfähigkeit und Zuladung, andererseits waren im militärischen Einsatz die Kurzstart- und Landefähigkeiten der Ju-52 von Vorteil.
Geplante Nachfolger der Ju 52/3m waren die Junkers Ju 252 und die Junkers Ju 352 sowie die Arado Ar 232, die aber nur in vergleichsweise geringen Stückzahlen produziert wurden.
Varianten
Von der Junkers Ju 52/3m wurden fast unüberschaubar viele Varianten gebaut. Insbesondere die Motorisierung ist häufig nach Kundenwunsch ausgeführt worden.
Zivile Versionen
- Ju 52/3m ce, ausgerüstet mit drei Pratt & Whitney Hornet mit 404 kW (550 PS)
- Ju 52/3m ba, ausgerüstet mit einem Mittelmotor Hispano-Suiza 12Mb mit 551 kW (750 PS) und zwei Flügelmotoren Hispano-Suiza 12Nb mit je 423 kW (575 PS). Diese Maschine mit der Werknummer 4016 wurde im März 1932 speziell für den Präsidenten der Fédération Aéronautique Internationale (FAI), den rumänischen Prinzen Gheorghe Bibescu, hergestellt und verkauft. Die Inneneinrichtung wurde entsprechend luxuriös ausgeführt.
- Ju 52/3m fe, verbesserte Version mit Verkleidung des Fahrgestells und NACA-Hauben auf den Flügelmotoren; drei BMW-Hornet-Motoren.
- Ju 52/3m fle, Sondervariante als Schulflugzeug
- Ju 52/3m l, drei Pratt & Whitney Hornet SE1G mit je 489 kW (665 PS)
- Ju 52/3m g, entweder drei Pratt & Whitney R-1340 (S3H1-G) mit je 404 kW (550 PS) (z. B. für Großbritannien und Argentinien), drei Piaggio PXR (für Italien) mit je 515 kW (700 PS) oder drei 533 kW (725 PS) starke Bristol Pegasus VI (z. B. für Polen)
- Ju 52/3m ho, ausgerüstet mit drei Jumo-205-Dieselmotoren mit je 404 kW (550 PS) Leistung (Lieferung an die Lufthansa), Werknummer 4045 und 4055
- Ju 52/3m reo, drei 588–647 kW (800–880 PS) starke BMW 132Da/Dc
- Ju 52/3m te, drei BMW 132 G/L, schnellste zivile Variante
Militärische Versionen
Auch der militärische Einsatz brachte eine große Anzahl von Varianten hervor:
- Ju 52/3m g3e, mit drei BMW 132 ausgerüsteter Behelfsbomber. Der Typ bewährte sich nicht und wurde ab dem Jahre 1938 wieder kurzzeitig als Transportflugzeug in der Luftwaffe benutzt.
- Ju 52/3m g4e, 3 BMW 132A. Bei diesem Typ wurde der Laderaumboden verstärkt, eine große seitliche Laderaumluke sowie eine große Ladeluke im Dach der Kabine eingebaut. Die Herstellung erfolgte in Dessau und bei ATG in Leipzig.
- Ju 52/3m g5e, bewaffnete Transportvariante mit dem BMW 132T. Zum Teil mit einer Ausrüstung für den Lastenseglerschlepp ausgestattet. Wurde 1941 eingeführt.
- Ju 52/3m g6e, ähnlich Ju 52/3mg5e, leichte Änderungen am Fahrwerk.
- Ju 52/3m g7e, bewaffnete Transportvariante mit dem BMW 132T. Anzahl der Seitenfenster verringert, Ladeluke vergrößert, Autopilot von Siemens/LGW
- Ju 52/3m g8e, wie g6e, jedoch mit LGW-Autopilot
- Ju 52/3m g9e, wie g6e jedoch BMW 132Z als Motor. Geänderte Ausrüstung.
- Ju 52/3m g10e, drei Motoren BMW 132T. Auch als Seeflugzeug mit Schwimmern.
- Ju 52/3m g12e, wie g10e, jedoch BMW132L als Motorisierung
- Ju 52/3m g14e, ähnlich g8e, jedoch bessere Panzerung
- Ju 52/3m MS (Magnetspule), diese Maschinen der Minensuchgruppe Mausi waren mit einer elektrischen Spule versehen, die Seeminen mit Magnetzünder zur Explosion bringen sollte.
Ju-52 heute
Insgesamt sieben Maschinen des Typs Ju 52/3m sind heute noch im flugfähigen Zustand erhalten und werden zum großen Teil für Oldtimer-Flüge genutzt. Die achte Maschine mit der zivilen Kennung HB-HOT (ehemals A-702, 1939 ausgeliefert an die "Schweizer Fliegertruppen") ging am 4. August 2018 bei einem tragischen Absturz in der Nähe von Flims (Graubünden, Schweiz) verloren, bei dem alle Passagiere und die Besatzung den Tod fanden. Die Unfallursache ist bis heute nicht geklärt.
Weitere Maschinen befinden sich in Museen in der ganzen Welt oder werden an öffentlichen Plätzen ausgestellt, so auch unser Ausstellungsstück mit der Werknummer 6693 aus dem Jahr 1939.
[Quelle: Wikipedia - Junkers_Ju_52/3m, der Originaltext wurde erweitert/geändert, dieser Artikel steht unter der Lizenz „Creative Commons Attribution/Share Alike“]